Dismal Swamp Canal 3

Der Grosse Ueble Sumpf

Allerdings ist das Geld immer knapp, da der Kanal heute keine kommerzielle Bedeutung mehr hat und nur noch wenige Sportboote im Fruehjahr und Herbst hier durchfahren. Eigentlich sollte er schon laengst geschlossen sein, aber die Politiker der Region, die ohnehin nicht gerade reich ist, haben das bisher erfolgreich verhindern koennen. Wenn sie ihn dicht machen, habe ich auch keine Arbeit mehr." Andere Segler und Motorbootfahrer, denen wir von unseren Plaenen erzaehlt hatten, hatten uns eindringlich gewarnt. Horrorstories von abgerissenen Ruderblaettern, im Wasser treibenden Baumstaemmen, verbogenen Propellern und staendigen Grundberuehrungen prasselten von allen Seiten auf uns ein. Auch von Schlangen, die sich aus den Baumaesten auf das Deck des ahnungslosen Schiffers fallen lassen, wurde uns berichtet. Spinnen so gross wie Handteller und unglaublich giftig, Myriaden Moskitos mit dem West Nil Fieber Virus infiziert, na ja, usw....
Treibgut und Moskitos koennen wir bestaetigen, an manchem frischumgestuerztem Baum kamen wir nur in Schleichfahrt mit noch ein paar Zentimetern unter dem Kiel vorbei, waehrend oben das Rigg in den Baeumen hing. Staendig mussten wir vor im Wasser treibenden Staemmen auf der Hut sein. Ein paar Mal hat's auch ganz ordentlich gerumpelt, mit was wir kollidiert waren, blieb unklar. Uebernachtet haben wir 5 Meilen hinter der Schleuse von South Mills am Anleger des Visitor's Center - und wurden von winzigen Moskitos, den sogenannten "no see ums", bei lebendigem Leibe gefressen. Das war der schlimmste Ueberfall seit den Mangrovensuempfen von Puerto Rico. Aber wir haben kein West Nil Fieber bekommen und die Schlangen sind uns auch erspart geblieben. Dafuer wurden wir mit Einsamkeit, Ruhe, einer unglaublichen Pflanzen- und Vogelvielfalt entschaedigt. Schildkroeten und Reiher waren unsere staendigen Begleiter, das Konzert unzaehliger unsichtbarer Voegel und Insekten die Musik dazu. Ein einmaliges Erlebnis.

Lake Drummond Hotel

" Habt ihr noch ein bisschen Zeit fuer ein paar Geschichten mehr?" "Klar." "Also das Wasser. Unser Wasser ist tiefbraun, wie ihr seht. Aber es ist nicht schmutzig. Die Farbe stammt vom Tannin, einem Gerbstoff, der beim Zerfall der Zypressen und Wacholderbaeume frei gesetzt wird. Dadurch ist das Wasser so sauer, dass Algen und Bakterien nicht ueberleben koennen. Jahrzehntelang hat die Navy ihr Wasser in Faessern aus dem Lake Drummond bezogen, einem See in der Mitte des Dismal Swamp, der auch unseren Kanal speist. Grund, das Wasser verdirbt nicht. Es schmeckt bitter und ist sauer, aber das beste und reinste Trinkwasser, das man sich vorstellen kann. Und noch eine letzte Geschichte, dann schleuse ich euch durch. Ungefaehr in der Mitte des Kanals verlaeuft die Grenze zwischen Nord Carolina und Virginia. Genau auf dieser Grenze stand im 19. Jahrhundert ein Hotel, das "Lake Drummond", auch "Halfway Hotel" genannt. Zwei Gruende machten es sehr beliebt. Zum einen waren die Heiratsgesetze Nord Carolinas wesentlich liberaler als die Virginias. Viele Paare, die es par tout nicht erwarten konnten, kamen hierher, um sich einfach trauen zu lassen. Der zweite Grund war eher moerderisch: Duelle waren in beiden Staaten verboten. Also stellte sich der eine der Duellanten auf die noerdliche Seite der Grenze, der andere auf die suedliche, und schon war man vor jeder Strafverfolgung geschuetzt. Schliesslich gab es damals noch keine Bundespolizei, die grenzuebergreifend arbeiten konnte. Das Hotel gibt es heute nicht mehr, es liegt begraben unter der Bundesstrasse 17. So das reicht jetzt auch, ich mach' jetzt die Tore auf." Wir starten unsere Maschine, fahren durch das geoeffnete Schleusentor direkt in den Urwald. Robert winkt: "Gute Reise und Gottes Segen!" "Gottes Segen" rufen wir zurueck.


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